B.Schubert

Bernd Schubert – Escrima und Sicherheitskräftetraining?

Als Escrimadores wurden auf den Philippinen lange Zeit in spanischen Diensten stehende Einheimische bezeichnet, die gegen ihre eigenen Landsleute die Interessen der Spanier durchsetzten.(Eingesetzt zur Niederschlagung von Revolten, zum Eintreiben von Steuern und für polizeiliche Aufgaben) Ursprünglich als trainierte Krieger aus umliegenden Dörfern kommend, praktizierten sie nach militärischer Ausbildung durch die Spanier, eine Verbindung aus geheimnisvoller südostasiatischer Kampfkunst und rationaler europäischer Hiebfechtschule, die über die Jahrhunderte eine eigene, einzigartige Identität des Escrima hervorbrachte.

Eine der Schlüsselfiguren des modernen Escrima in Deutschland und Begründer der Escrima Tournament Federation (ETF) ist Bernd Schubert, der 18 Jahre Privatschüler von Großmeister Rene Latosa in USA/Cal. war. Die Gefahren und Risiken seiner Tätigkeit in der Sicherheitsbranche bewegten Bernd Schubert dazu, nach Wegen wirklich praktikabler und verhältnismäßiger Selbstverteidigung zu forschen, nach Methoden die wirklich funktionieren und dieses Streben brachte ihn frühzeitig in Kontakt mit Escrima.

Von Rene Latosa, der  ein ungewöhnlich talentierter und kampfstarker Escrimador ist und der auf Grund seiner Fähigkeiten im Escrima-/Pinoyboxen übrigens auch einige Jahre Schwergewichtschampion der US-Army im Boxen war, lernte er viele Jahre immer wieder in Kalifornien. Ebenso trainierte er über zehn Jahre regelmäßig in London mit seinem alten Lehrer Bill Newman, einem der Pioniere der europäischen Escrima-Szene.

Über Jahre hinweg trainierte er auch immer wieder intensiv mit zwei außergewöhnlichen Schülern Rene Latosas, von deren enormer Erfahrung er entsprechend profitierte, dem -zigfachen Turnierchampion sowie 2-fachen Weltmeister Cedric Concon in San Fransisco und mit dem Escrima-Klingenexperten Brady Brasil aus Oakland/Cal., dessen außerordentliches Können ihm selbst in der westlichen Säbelfechtszene Respekt verschaffte.

Bernd Schubert ist auch Mitbegründer eines der ältesten traditionellen Escrimaclubs in Europa – heute namentlich der Escrima-Förderverein e.V. in Hamburg (seit 1980, u.a. über 20 Jahre Turniererfahrung). Als einer der wenigen Europäer durfte er die philippinische Kampfkunstlegende Angel Cabales in Stockton/Kalifornien noch kennen lernen. 1 Bei seinen Amerikaaufenthalten begegnete auch einige Male Leo Giron vom Bahala Na – Stil, sowie Cacoy Canete vom Doce Pares Stil in Kalifornien.

Durch die Ehe mit seiner philippinischen Frau Mary Ann 1983 bis 1987 (Tochter eines Escrimadors aus Bacolod-City / Insel Negros) erhielt er unmittelbare Einblicke in die philippinische Kultur, Denkungsart und Lebensweise, sowie die philippinische Heilkunst.

Während seiner Studien hat er Escrima auch auf den Philippinen persönlich erfahren. So unterrichtete er Studenten des Rizal Technological College von Pasig im Escrima, unterrichtete Leibwächter und Soldaten. Für sich selbst trainierte mit dem legendären Dante „Commandante“ Unsay – der als Anführer sogenannter Lost-Commandos damals schon über 200 Gegner besiegt haben sollte. Er trainierte mit ihm und dessen Freund Feliciano (Chairmen for Peace and Order von Rosario und Leibwächter des Gouverneurs) u.a. auch spezielle Überlebenstechniken für Schießereien und andere lebensbedrohliche Situationen, die sich für Dante und Feliciano, sowie deren Leute unzählige Male bewährt hatten.

Er trainierte auf den Philippinen mit dem auf der Insel Negros (Visayas) ansässigen Altmeister Hortencio Navales und seinem Sohn Shiasson und wurde 1994 zum 11. Meister des Abaniko-Corto Familienstils ernannt. Die Zertifikation des Munitipal Major von Pasig Manila-Stadt bestätigt ihn seitdem als offiziellen Repräsentanten der philippinischen Kampfkunst.

Als mehrfacher internationaler Escrima-Vollkontakt-Champion der großen Turniere in Stockton bzw. San Diego/USA 2 gelang es Bernd Schubert als erstem und lange Zeit auch einzigem Europäer, sich unter einer großen Zahl von Mitstreitern aus Kanada, USA, Hawaii und von den Philippinen weltweit einen Namen zu machen. Das Turnier von San Diego galt als das weltweit härteste Turnier, da fast ohne Schutzausrüstung mit ungepolsterten, schweren Stöcken gekämpft wurde. Ohne Einschränkung war fast alles erlaubt auch Stockschläge bzw. Stockstiche sowie Boxen, Treten und Ringen. Es wurde auch am Boden bis zur Aufgabe weitergekämpft. Wegen der schlimmen Verletzungen zahlreicher Teilnehmer, wurde es dann allerdings durch die US- Behörden verboten.

In über vier Jahrzehnten Kampfkunst (davon allein 35 Jahre Escrima) war er außerdem nicht nur selbst anderthalb Jahrzehnte durch seine berufliche Tätigkeit in der Sicherheitsbranche ständig mit Gewalt konfrontiert (Bereich Veranstaltungssicherung), sondern unterrichtete sowohl Angehörige der Federal Police in Sacramento/USA und Mitglieder des US-Marinecorps, als auch Beamte des SEK in Schleswig-Holstein, der Schutzpolizei und des SEK in Baden Württemberg, der Bereitschaftspolizei / der Schutzpolizei und des MEK in Hamburg, des weiteren Polizeibeamte aus Freiburg, Bayern, Berlin und dem Rheinland, des bundesweit operierenden Zoll-MEK, Offiziere der Bundeswehr, sowie Sicherheitsbeamte des Innenministeriums und professionelle private Personenschützer (u.a. Ex GSG9) renommierter Wirtschaftspersönlichkeiten aus Hamburg und Bayern, sowie Beamte, die als Einsatztrainer der Hamburger Justiz tätig sind. Durch seine jahrelange intensive Forschungs-/Praxisarbeit hat sich das, was wir heute unter ETF-Escrima verstehen, seit mittlerweile Jahrzehnten bei Sicherheitskräften bewährt. 2008 hatte er z.B. einen Lehrauftrag für einsatzbezogenes Training an der Landespolizeischule Hamburg, sowie einen Lehrauftrag zur Schulung von Einsatztrainern bei der Hamburger Justiz (Thema: Situationkontrolle mit verhältnismäßigen Mitteln). 2012 war er als Gastreferent beim JuJutsu-Seminar in Bad Blankenburg und unterrichtete dort Situationskontrolltechniken u.a. auch speziell für Beamte. 2013 und 2014 war er als Referent beim Internationalen Bundeseminar des DJJV für Polizei, Justiz, Zoll und Bundeswehr in der Bundespolizei-Kaserne in Uelzen tätig. Hier ging es insbesondere um spezielle  Kontrollmethoden, aus der Praxis für Profis, bei denen konsequent auf Faustschläge, Tritte, harte Hebel und Würfe aus jeglichen Kampfsportarten verzichtet wurde und die gerade deshalb einen hohen Wirkungsgrad besitzen. Durch seine jahrelange intensive Forschungs-/Praxisarbeit hat sich das, was wir heute unter ETF-Escrima verstehen, seit mittlerweile Jahrzehnten bei verschiedensten Sicherheitskräften bewährt.

Er war außerdem jahrelang als Wirtschaftsdetektiv, sowie in leitender Position in einem bekannten internationalen Sicherheitsunternehmen tätig (damalige Securitas International Group) und gilt als Experte in Sicherheitsfragen.

Gemeinsam mit dem namhaften Diplom-Psychologen Dr. Zarbock entwickelte er in jahrelanger Arbeit die auf einer einzigartigen Kombination von angewandter Psychologie und Praxiserfahrung basierenden KSKT-Trainingsprogramme für professionelle Sicherheitskräfte.

Bernd Schubert ist einer der Pioniere und namentlichen Begründer der europäischen Escrima-Turniersportszene. Dabei hat er verschiedene Regelwerke auf Grund seiner eigenen Erfahrungen im Auftrag von Großmeister Latosa miterschaffen und entscheidend geprägt. Die heutigen hervorragenden ETF-Regelwerke sind ebenfalls unter dem Einfluß seiner langjährigen Erfahrungen auf diesem Gebiet entwickelt worden.

Werdegang : B.Schubert

Turnierspiegel

*1985 Vizechampion beim Vollkontaktescrima in London

*1992 Platz 4 beim Vollkontaktescrima in Stockton/CA 2

*1993 Schwergewichts-Championtitel im Doppelstockvollkontakt bei der „Classic-Escrima“ Championship von San Diego/Californien

*1993 Vizechampion im Schwergewicht im Einzelstockvollkontakt

*1994 Vizechampion im Schwergewicht im Einzelstockvollkontakt

*1994 Platz 3 beim Vollkontaktescrima in Stockton

*1994 Vizechampion im Espada y daga (Vollkontakt mit Stock und Holzdolch) in San Diego

*1997 Schwergewichts-Champion beim traditionellen Escrimaturnier in Stockton/Californien

l Angel Cabales war Begründer des weitverbreiteten Serrada-Escrima Stils.

2 Das Turnier von San Diego galt als das weltweit härteste Turnier, da fast ohne Schutzausrüstung mit ungepolsterten, schweren Stöcken gekämpft wurde. Ohne Einschränkung war fast alles erlaubt auch Stockschläge bzw. Stockstiche sowie Boxen, Treten und Ringen. Es wurde auch am Boden bis zur Aufgabe weitergekämpft. Wegen der schlimmen Verletzungen zahlreicher Teilnehmer, wurde es 1995 durch die US- Behörden verboten